Friday, 16 December 2011

Pfarrei St. Josef verliert Eigenständigkeit

Pfarrei St. Josef in Bad Waldliesborn verliert zum
1.    Advent 2011 ihre  Eigenständigkeit

Am Christkönigssonntag Abschlussgottesdienst
in der Pfarrkirche St. Josef

Mit dem 1. Adventssonntag (27. November 2011) geht nach 92 Jahren die Eigenständigkeit der katholischen Pfarrei St. Josef in Bad Waldliesborn zu Ende, denn durch Verfügung des Bischofs von Münster fusionieren an diesem Tag die fünf bis zu diesem Zeitpunkt eigenständigen Pfarrgemeinden St. Josef Bad Waldliesborn, St. Antonius Benteler, St. Nikolaus Diestedde, SS. Cosmas und Damian Liesborn sowie St. Margareta Wadersloh. Die neue Großgemeinde trägt ab sofort den Namen St. Margareta, die bisherige Pfarrkirche St. Margareta in Wadersloh ist zur Pfarrkirche der neuen Großgemeinde erhoben worden. Die bisherigen Pfarrkirchen in den restlichen vier Gemeinden werden zu Filialkirchen bestimmt. Die neue Großgemeinde wird etwa 13400 Katholiken umfassen. Zum neuen Pfarrer der Fusionsgemeinde wurde der bisherige Pfarrer der Pfarrei St. Margareta Wadersloh, Ralph Forthaus, ernannt. Ihm zur Seite stehen ein Diözesanpriester, zwei Priester der Weltkirche aus Indien, zwei Pastoralreferentinnen, ein Pastoralreferent sowie drei Diakone mit Zivilberuf.


Der Verlust der fast 100jährigen Selbständigkeit der Pfarrei St. Josef in Bad Waldliesborn soll Anlass sein, Rückschau zu halten und an die sieben Pfarrer zu erinnern, die in dieser Zeit die Gemeinde aufgebaut geprägt haben.


Bis zum Jahre 1919 gehörte die Liesborner Bauerschaft Suderlage (heute: Bad Waldliesborn) mit eigener Kapelle (seit altersher St. Paulus-Kapelle zur Kluse genannt) über Jahrhunderte zum Einzugsgebiet der Benediktinerabtei Liesborn und später zur Pfarrgemeinde SS. Cosmas und Damian daselbst. Nachdem im Jahre 1900 bei einer Mutungsbohrung nach Kohle in Suderlage Sole gefunden wurde und sich die Bauerschaft seit 1914 unter dem Namen Waldliesborn mehr und mehr zu einem Kurort entwickelte, sah sich der damalige Bischof von Münster veranlasst, mit dem unvergessenen Pastor Franz Beermann im Jahre 1919 den ersten Geistlichen nach Bad Waldliesborn zu versetzen, der hier festen Wohnsitz nahm. Franz Beermann, der 1888 in Enniger geboren und 1911 in Münster zum Priester geweiht wurde, kam als lungenkranker Mann aus der Polenseelsorge in Recklinghausen nach hier. Er fand eine liebevolle Unterkunft im Kinderheim „Haus Carola“ bei den Olper Franziskanerinnen, deren Oberin, Schwester Anselma, sich dieses todgeweihten Priesters ganz besonders annahm. Diese Olper Franziskanerin hatte großen Anteil daran, dass Pfarr-Rektor Beermann, so sein Titel damals, rasch wieder gesundete und schon bald mit seiner seelsorglichen Arbeit begann. Neben der Aufgabe als Hausgeistlicher im Kinderheim „Haus Carola“, der Einführung regelmäßiger Gottesdienste in der St. Paulus-Kapelle zur Kluse und der Erteilung von Religionsunterricht in den Waldliesborner Volksschulen Suderlage I und Suderlage II, rief er einen Mütterverein, einen Jünglingsverein, einen Jungfrauenverein und einen Kolping-Gesellenverein ins Leben. Auf seine Anregung hin wurde im „Haus Carola“ eine Nähschule gegründet. Eine Theatergruppe, die sich bis in unsere Tage in der Laienspielschar Bad Waldliesborn erhalten hat, begann mit ersten Aufführungen. Schon nach einigen Jahren hatte dieser seeleneifrige Priester das Gemeindeleben in ganz besonderer Weise aktiviert und bereichert. Auch mit dem Bau des Pfarrhauses in den Jahren 1924/25, dem Bau der Pfarrkirche St. Josef in den Jahren 1929/30 sowie der Anlage eines neuen Friedhofes in den Jahren 1928/29 (bis zu diesem Zeitpunkt wurde in Liesborn beerdigt) schuf er der Pfarrei bleibende Werte bis auf den heutigen Tag.


Eine Anerkennung seiner Arbeit erfuhr Beermann im Jahre 1928, als ihn der Münsteraner Bischof Dr. Johannes Poggenburg offiziell zum Pfarr-Rektor ernannte und ihm gleichzeitig einen von der Mutterpfarrei Liesborn abgetrennten Seelsorgebezirk zuwies, in dem er künftig befugt war, zu taufen, die Kinder zur ersten heiligen Kommunion zu führen, zu proklamieren, zu trauen, die Kranken zu versehen, zu beerdigen, kirchliche Register anzulegen und ein Amtssiegel zu führen. Vermögensrechtlich sollte der Filialbezirk Waldliesborn aber weiterhin noch durch den Kirchenvorstand der Mutterpfarre Liesborn vertreten werden.


Herausragendes Ereignis des Jahres 1935 war für Pfarr-Rektor Beermann und die Gemeinde der Besuch mit Visitation und Firmung des neuen Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen (seit 1933), der nach Ende des Zweiten Weltkrieges zum Kardinal erhoben wurde. Besondere Freude herrschte in der noch jungen Rektoratsgemeinde, als in den Jahren 1937 und 1938 zwei Primizen in St. Josef gefeiert werden konnten. Zwei Söhne der Gemeinde waren zu Priestern geweiht worden, nämlich Wilhelm Nölke in Kopenhagen und Theodor Brüggenolte in Benediktbeuern.


Ende 1938 sollte nach 19jähriger verdienstvoller seelorglicher Tätigkeit für Pfarr-Rektor Franz Beermann in Bad Waldliesborn die Abschiedsstunde schlagen. Er war durch den Bischof von Münster zum Pastor von Appelhülsen ernannt worden. Beermann ging schweren Herzens von hier weg, war ihm doch Waldliesborn in 19 Jahren Heimat geworden und war das Pfarr-Rektorat St. Josef doch seine ureigene Schöpfung. Gleichzeitig erfolgte die Bestellung des bisherigen Kaplans Heinrich Theele zum neuen Pfarr-Rektor von St. Josef in Bad Waldliesborn.


Theele, der im Jahre 1900 in Mettingen geboren wurde, war nach seiner Priesterweihe 1923 in Münster zunächst Kaplan in Zittau (Sachsen), Gera (Thüringen), Pirna (Sachsen) und schließlich in Altenberge bei Münster. Mitte September 1938 wurde er in einem feierlichen Hochamt vom damaligen Liesborner Pfarrer Beike in sein neues Amt eingeführt. In die Amtszeit des neuen Pfarr-Rektors fiel sehr bald der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Dieses Ereignis beeinträchtigte die Seelsorge in zunehmendem Maße. Darüber berichtet Pfarr-Rektor Theele sehr ausführlich in der Pfarrchronik und er verfasst darüber hinaus eigens eine detaillierte Kriegschronik Waldliesborns, in der er die turbulenten Begebenheiten der Krieg- und Nachkriegsjahre sorgfältig festgehalten hat. So schildert er den schweren Bombenangriff der Alliierten auf den Flughafen Lippstadt-Lipperbruch und Waldliesborn am 5. Oktober 1944: „Am 5. Oktober erfolgte um die Mittagsstunde (Dauer 20-22 Minuten) ein ganz schwerer Angriff auf den Flugplatz und auch auf Waldliesborn. Von Norden kommend luden dabei 120 schwere Bomber auch über unserer Gemeinde ca. 500 Sprengbomben und viele Tausende von Brandbomben ab. Die Gemeinde wurde schwer getroffen, vier Gemeindemitglieder starben an ihren erheblichen Verletzungen und Verbrennungen. Der Hl. Josef hat uns die Kirche erhalten, ihm sei Dank. Nur das Dach zeigt kleine Schäden. Im Innern sieht man wohl unbedeutende Risse. Das Pfarrhaus hat nur ähnliche kleine Schäden. Nun behüte uns weiterhin Gott!“


Auch das Kriegsende, nämlich den Einmarsch der Amerikaner und die Besetzung Waldliesborns durch amerikanische Truppen am ersten Ostertag des Jahres 1945 erlebte Theele als Hirte seiner Pfarrgemeinde unmittelbar an der Kirche: „Zwischen 14 und 15 Uhr am ersten Ostertag fuhren mehrere amerikanische Wagen um die Kirche. Zwei amerikanischen Soldaten ging ich zur Kirche hin entgegen, auch diese beiden näherten sich, Gewehre nicht im Anschlag! Wir sprachen miteinander, so weit es bei geringer Kenntnis der englischen Sprache meinerseits möglich war, in ganz freundschaftlicher Weise. Es wurde nach deutschen Soldaten gefragt, was ich für das Rektorat verneinen konnte.“


Schon bald begann für die Pfarrgemeinde eine turbulente Zeit, denn schon kurz nach dem Abzug der Amerikaner begannen Plünderungen durch ausländische Fremdarbeiter, insgesamt 2400, die nach dem Ende des Krieges in den Villen unterbracht worden waren. Es gab unter der Zivilbevölkerung bei nächtlichen Raubzügen der Fremdarbeiter mehrere Tote. Gott sei Dank wurden die Fremdarbeiter Ende 1945 aus den Villen abgezogen. Die Turbulenz der Nachkriegszeit zeigte sich auch darin, dass im Jahre 1946 dreimal nachts beim Waldliesborner Seelsorger Theele ins Rektorat eingebrochen wurde. Ein ganz außergewöhnliches Problem in den Jahren nach dem Krieg war die Unterbringung der vielen Flüchtlinge. So gut es ging, versuchte Theele auch hier zu helfen, sowohl bei der Vermittlung von Wohnungen als auch durch Kollekten in der Kirche.  Als besondere Fügung Gottes betrachtete er es, als ausgerechnet am Fest des Hl. Josef, am 19. März 1948, die verloren gegangene Solquelle nach langen mühevollen Bohrarbeiten wiedergefunden wurde. Mit der Anschaffung einer Muttergottesstatue, die noch heute im Marienmonat Mai in der Pfarrkirche St. Josef aufgestellt wird, verabschiedete sich Pfarr-Rektor Heinrich Theele Ende 1948 von den Waldliesbornern, um in Recklinghausen-Speckhorn eine neue Pfarrei zu übernehmen.


Sein Nachfolger im Amt als Pfarr-Rektor wurde Pastor Bernhard Lohmeier, der von dort nach Bad Waldliesborn versetzt wurde. Ihm war der Kurort nicht fremd, denn er wurde 1889 in Liesborn geboren. Nach seiner Priesterweihe im Jahre 1918 in Münster übernahm er Kaplanstellen in Beelen, Henrichenburg, Epe und Wessum, bis er 1933 Pfarrer in Recklinghausen-Speckhorn wurde. Von dort wurde er nach Bad Waldliesborn versetzt. Das erste Mal hatte die Gemeinde einen Pfarrer mit dem Titel Pastor, da Lohmeier diesen Titel bereits als Pfarrer in Speckhorn getragen hatte.


Die Vorbereitung einer Volksmission war die erste große Aufgabe, der sich der neue Pastor annahm. Sie fand unter großer Anteilnahme der Gemeindemitglieder im Jahre 1949 statt. Pastor Lohmeier ließ bald auch zwei Kirchturmuhren in Auftrag geben. Da das Geld so kurz nach der Währungsreform äußerst knapp war, wurde eine Goldsammlung in der Gemeinde durchgeführt, um die römischen Zahlen der Kirchturmuhren vergolden zu können. Gleichzeitig wurde das Glockengeläut automatisiert. Wenig später folgte ein Neuanstrich des Kircheninnenraumes von St. Josef, der ganz hervorragend gelang. Ältere Gemeindemitglieder werden sich noch gut an das Pelikanbild über dem Chorraum mit dem Spruch: „Da er die Seinen liebte, liebte er sie bis ans Ende“, erinnern können. Außerdem ließ Pastor Lohmeier einen neuen Kreuzweg für die Pfarrkirche St. Josef durch den renommierten Wiedenbrücker Maler Heinrich Repke schaffen. Dieser Künstler, der zur sogenannten „Wiedenbrücker Schule“ zählt, soll die einzelnen dargestellten Kreuzwegpersönlichkeiten westfälischen Charakterköpfen seiner Heimat nachempfunden haben. Seit der letzten Renovierung der Kirche hängt der Kreuzweg nicht mehr in der Waldliesborner Pfarrkirche. Als Dauerleihgabe ist er inzwischen an das „Museum Wiedenbrücker Schule“ nach dort gegeben worden.


Am 9. April 1954 ereilte Pastor Bernhard Lohmeier während des Religionsunterrichtes in der Waldliesborner Volksschule Suderlage I ein plötzlicher Tod. Seine letzte Ruhestätte fand er unter dem großen Kreuz auf der Priestergruft des Waldliesborner Friedhofes. Er war der erste Geistliche, der dort beigesetzt wurde. Auf seinem Totenzettel ist folgendes zu lesen: „Mit großem Eifer widmete er sich dem Dienste im Heiligtume, stand den Ratsuchenden hilfreich bei und trug seine körperlichen Beschwerden, ohne viel Aufsehens von seiner kranken Natur zu machen. Die ihm anvertrauten Gemeinden waren tief in seinen Sorgen und Gebeten; täglich trug er die Last seiner Pfarrkinder als sein eigenes Kreuz auf das Golgatha des Altares. Gott rief ihn mitten aus der Arbeit an den Kinderseelen plötzlich zu sich in sein ewiges Reich. Ruhe in Frieden.“


Bis zur Ernennung eines Nachfolgers übernahm der inzwischen pensionierte und nach Bad Waldliesborn zurückgekehrte Pfarrer i.R. Franz Beermann, von 1919 - 1938 erster Pfarrer des Rektorates St. Josef, für einige Monate die Pfarrei. Gegen Ende des Jahres 1954 wurde dann der bisherige Liesborner Kaplan August Brüser als neuer Pfarr-Rektor in Bad Waldliesborn eingeführt. Brüser wurde 1914 in Ostbevern geboren, studierte nach dem Abitur Theologie in Münster und wurde dort 1940 zum Priester geweiht. Nach kurzer Kaplanszeit in Epe wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und geriet am Ende des Krieges in polnische Kriegsgefangenschaft. Danach trat er eine Stelle als Kaplan in Liesborn an.


Sehr bald wurde der neue Pfarr-Rektor August Brüser mit großem Elan in seiner ihm nun anvertrauten Pfarrgemeinde St. Josef aktiv. Es war schon erstaunlich, was er mit der ihm eigenen Gabe, Gelder aufzutreiben, in die Tat umsetzen konnte. Nach gründlicher Renovierung des Pfarrhauses konnte er schon im Jahre 1955 in Münster zwei neue Glocken in den Tönen fis und a im Wert von 10000 Mark in Auftrag geben und gießen lassen, da er viele freiwillige Spender dafür aufgetan hatte. Auch der Schützenverein beteiligte sich mit einem Zuschuss in Höhe von 1200 Mark. Paten bei der Glockenweihe waren seiner Zeit Frau Martha Klinkhammer, Frau Maria Schürjohann, Herr Heinrich Deimel und Herr Bernhard Mönning. Als Inschrift auf den beiden Glocken ist zu lesen: 1. „Bad Waldliesborn, im Jahre des Herrn 1955 – St. Josef allezeit, steh hilfreich uns zur Seiten. Gegossen von Feldmann und Marschel, Münster.“ Außerdem ziert diese Glocke ein Bild des Hl. Josef. 2. „Bad Waldliesborn, im Jahre des Herrn 1955 – Christus gestern – Christus heute – Christus in alle Ewigkeit. Gegossen von Feldmann und Marschel, Münster.“ Diese Glocke schmückt ein Christkönigbild.


In den folgenden Jahren wurden unter der Ägide von Pfarr-Rektor August Brüser außerdem umfangreiche Reparaturarbeiten am Dach der Kirche sowie am Dach des Pfarrhauses durchgeführt. Die alte St. Paulus-Kapelle zur Kluse, die damals noch stand, wurde gründlich umgebaut und erhielt ebenfalls ein neues Dach, damit sie auch wirklich als Vereinshaus und Pfarrheim dienen konnte. Hier wurde dann auch bald auf der ehemaligen Orgelbühne eine Pfarrbücherei eingerichtet. An der alten Kapelle wurde dem Pfarr-Rektor für die Pfarrgemeinde ein Grundstück geschenkt, auf dem heute das Pfarrheim „Die Brücke“ seinen Platz hat. Von den Olper Franziskanerinnen (Haus Carola) erwarb Brüser ein Grundstück, das zur Erweiterung des Friedhofes diente, der in Eigenleistung durch zahlreiche Gemeindemitglieder angelegt wurde. Ein großes Ereignis in der Gemeinde war das 25jährige Bestehen der Kolpingfamilie am 10. Mai 1956, das mit einem Festumzug durch das Dorf und einem Festakt im Vereinshaus feierlich begangen wurde. Aber auch die Seelsorge kam unter August Brüser nicht zu kurz: Neben der Durchführung einer Fatima-Woche, bei der eine Muttergottesstatue aus Fatima eingeholt wurde, legte der Rektor großen Wert auf eine feierliche Ausgestaltung der Liturgie sowie auf die Einführung des neuen Liedgutes aus dem Münsteraner Gebet- und Gesangbuch „Laudate“. Nach nur vier Jahren äußerst intensiven Schaffens wurde Brüser Mitte des Jahres 1958 nach Steinbeck versetzt, um dort Pastor zu werden. Noch im gleichen Jahr wurde er dort zusätzlich zum Dechant des Dekanates Mettingen bestellt, schließlich avancierte er 1962 zusätzlich noch zum Kreisdechant im Kreis Tecklenburg.


Nachfolger von Brüser als Pfarr-Rektor an St. Josef wurde der Liesborner Kaplan Josef Dropmann, der Ende 1958 in einem feierlichen Gottesdienst in sein neues Amt eingeführt wurde. Er wurde 1917 in Metelen geboren und im Jahre 1951 in Münster zum Priester geweiht. Bevor er als nach Liesborn kam, hatte er seine erste Kaplanstelle in Altenberge gehabt. Das erste große Ereignis in der Pfarrgemeinde unter Pfarr-Rektor Dropmann war die Orgelweihe einer neuen Orgel am 10. Mai 1959. Im Festprogramm ist über die neue Orgel folgendes zu lesen: „Die Orgel ist erbaut von der Orgelbaufirma Bernhard Speith in Rietberg. Sie zählt 19 Register mit 1278 klingenden Pfeifen. Der moderne, freistehende Spieltisch mit seinen zwei Manualen und Pedal ist nach neuesten Gesichtspunkten mit elektrischer Traktur eingerichtet. Das vielseitige Pfeifenwerk zeigt eine gute klangliche Übereinstimmung und erfüllt den Kirchenraum mit den gut abgewogenen Klangfarben in erhebender Weise. Der Opfergeist der St. Josef-Gemeinde Bad Waldliesborn, die künstlerische und werkgetreue Arbeit des Erbauers und über allem die Segenshilfe Gottes ermöglichten diesen herrlichen Orgelbau. Möge das Orgelwerk lange erklingen zur größeren Ehre Gottes und zum Aufbau seines Reiches in den Seelen.“


Die nächste große Aufgabe, die auf Dropmann zukam, war die Vorbereitung des Goldenen Priesterjubiläums von Pastor i.R. Franz Beermann, den ersten Seelsorger der Gemeinde. Im Juni des Jahres 1961 wurde dieses Jubiläum unter großer Anteilnahme der Bevölkerung gebührend gefeiert.


Im Jahre 1963 fand unter Pfarr-Rektor Dropmann eine Volksmission statt. Am 1. August erhob Bischof Joseph Höffner das Pfarr-Rektorat zu einem seelsorglich selbständigen Rektorat. Der Text dieser wichtigen Urkunde lautete: „Joseph, durch Gottes Gnaden und des Hl. Apostolischen Stuhles Gnade Bischof von Münster. Urkunde über die Erhebung des Pfarrektorates Waldliesborn zu einem seelsorglich selbständigen Pfarrektorat. Zu dem Pfarrektorate gehört der politische Ortsteil Waldliesborn der Gemeinde Liesborn. Der Bereich des gesamten Pfarrektorates wird von der Mutterpfarre seelsorglich völlig getrennt, so dass der Pfarrektor in allem, was die Seelsorge betrifft, parochus ist, im Sinne des Kirchlichen Rechtsbuches mit allen sich daraus ergebenden Rechten und Pflichten. Der Pfarrer von Liesborn kann seine pfarrlichen Rechte in dem Pfarrektorate nicht mehr ausüben. Der Pfarrektor führt die Amtsbezeichnung ‚Pastor’. Da dem Pastor die ganze Seelsorge über den Bezirk übertragen ist und er sie unabhängig vom Pfarrer ausübt, hat er für die Gläubigen des Rektorates die hl. Messe an den dafür vorgesehenen Tagen zu applizieren. Auch ist er, nicht der Pfarrer von Liesborn, zur Spendung der Notfirmung in dem Pfarrektorate zuständig. Ist der Pfarrer längere Zeit abwesend, ist rechtzeitig die Ernennung eines Vicarius Substitutus zu beantragen. Vermögensrechtlich wird das Pfarrektorat bis zur Erhebung zu einem Pfarrektorat mit eigener Vermögensverwaltung durch den Kirchenvorstand Liesborn vertreten. Die Bestimmungen dieser Urkunde treten am 1. September 1963 in Kraft. Münster, den 1.8.1963, + Joseph, Bischof von Münster.“


Wie aus der Urkunde zu ersehen erhielt Rektor Dropmann den Titel Pastor. Bereits ein halbes Jahr später, am 20. Januar 1964 erhob der Bischof von Münster das Rektorat St. Josef zu einem Pfarr-Rektorat mit eigener Vermögensverwaltung. Wichtigster Satz dieser ebenfalls von Bischof Joseph Höffner unterzeichneten Urkunde war: „Das bisher zur Pfarre Liesborn gehörende Pfarrektorat wird zu einem Pfarrektorat mit eigener Vermögensverwaltung erhoben. Seit dieser Zeit war die Pfarrei also in jeder Hinsicht von der Mutterpfarre Liesborn unabhängig und erhielt das erste Mal einen eigenen Kirchenvorstand.


Im März des Jahres 1966 starb der erste Seelsorger der Gemeinde, Pastor i.R. Franz Beermann, und im November des gleichen Jahres verstarb der langjährige Hausgeistliche des Mütterkurheimes „Haus Carola“, Pater Heinrich Sollors, OFM. Neben Pastor Bernhard Lohmeier fanden beide auf der Priestergruft des Waldliesborner Friedhofes ihre letzte Ruhestätte.


Unter Pastor Dropmann erhielt die St. Josef Kirche im Jahre 1967 einen neuen Anstrich. Und ein zweites großes Bauvorhaben wurde verwirklicht: Mit Dropmann ging der Kirchenvorstand daran, einen vom Münsteraner Architekten Bröskamp konzipierten Kindergarten zu bauen. Hier engagierte sich das Kirchenvorstandsmitglied Antonius Borgmann in ganz besonderer Weise um die Verwirklichung. Am 6. Dezember 1969 wurde der neue Kindergarten von Pastor Dropmann eingeweiht.


Ende des Jahres 1972 wurde Pastor Josef Dropmann, der 14 Jahre lang segensreich in der Gemeinde gewirkt hatte, in einer würdigen Feier verabschiedet. Aus gesundheitlichen Gründen hatte er um Versetzung gebeten. Er wurde zum Vicarius Cooperator mit dem Titel Pfarrer in Hörstel und zum Seelsorger in Uffeln ernannt.


Zu seinem Nachfolger wurde Kaplan Franz Wilke ernannt, der am 28. Oktober 1972 als neuer Pfarrer an St. Josef in einem feierlichen Gottesdienst eingeführt wurde. Bereits einige Wochen nach seiner Einführung fiel die alte St. Paulus-Kapelle zur Kluse, die seit der Erbauung der St. Josef-Kirche als Pfarrheim gedient hatte, der Spitzhacke zum Opfer. Der Beschluss zum Abriss der Kapelle reichte aber noch in die Zeit vor seinem Amtsantritt. In den Wintermonaten des Jahres 1972 und zu Beginn des Jahres 1973 wurde das Pfarrhaus gründlich renoviert. Während dieser Zeit wohnte Franz Wilke im St. Anna – Haus am Walkenhausweg. Schon bald begann man mit dem Bau eines neuen Pfarrheimes, das später den Namen „Die Brücke“ erhielt. Beim Ausschachten stieß die ausführende Firma im Erdreich auf 44 Panzerfäuste aus dem Zweiten Weltkrieg. Vorübergehend wurden aus diesem Grund die Schachtungsarbeiten unterbrochen. Doch das hinderte nicht daran, dass „Die Brücke“ am 11. Juni 1974 feierlich eingeweiht werden konnte. Als Vetreter des Bischofs war Herr Domkapitular Stammkötter zugegen. Im November des gleichen Jahres kam Pastor Wilhelm Nölke, ein Sohn der Gemeinde, als Vicarius Cooperator in die Gemeinde. Fast 40 Jahre war er zuvor in der dänischen Diaspora im Bistum Kopenhagen tätig gewesen. Im Spätherbst wurde mit der Renovierung des Altarraumes begonnen. Ihren Abschluss fand sie mit der Altarkonsekration des neuen Altares am 13. März 1976 durch Weihbischof Reinhard Lettmann aus Münster.


Im Jahre 1974 stellten der Kirchenvorstand und der Pfarrgemeinderat zum zweiten Mal den Antrag, das Pfarr-Rektorat zur Pfarre zu erheben. Folgende Gründe wurden geltend gemacht: „Das Pfarr-Rektorat besteht seit 1919. Es ist seit 1963 seelsorglich und seit 1964 vermögensrechtlich selbständig. Es hat zur Zeit 2118 Katholiken. Es wächst durch Zuzug ständig. Der Ortsteil Bad Waldliesborn (Gemeinde Liesborn) führt im öffentlichen Bewusstsein ein völliges Eigenleben und wird zum 1. Januar 1975 von der Gemeinde Liesborn abgetrennt und der Stadt Lippstadt angeschlossen. Laut Schematismus gibt es im Bistum Münster zur Zeit 185 Pfarren, die eine geringere Seelenzahl haben.“ Diese Gründe waren endlich ausschlaggebend, denn mit Urkunde vom 15. Mai 1976 erhob Bischof Heinrich Tenhumberg das Pfarr-Rektorat St. Josef zur selbständigen Pfarre.


Am 19. Juni 1976 eröffnete Pastor Wilke unter Glockengeläut das erste Pfarrfamilienfest der Pfarrgemeinde St. Josef. Ende des Jahres benannte die Stadt Lippstadt den Fußweg von der Kirche zum Pfarrhaus und zum Kindergarten nach dem ersten Seelsorger der Gemeinde Beermannweg.


Von den Olper Franziskanerinnen wurde am 8. September 1978 ein Grundstück für die Erweiterung des Friedhofes erworben. Im gleichen Jahr wurde mit den Pfarrgemeinden von Liesborn, Wadersloh und Diestedde ein Pfarrverband gegründet, der bald vom Bischof genehmigt wurde.


Am 1. Mai 1980 beging die Kirchengemeinde den 300jährigen Weihetag der St. Paulus-Kapelle zur Kluse und den 50jährigen Weihetag der St. Josef-Kirche. Nach dem Festhochamt wurde der neu erstellte Niels-Stensen-Gedenkstein eingeweiht, der an den Weihbischof von Münster erinnern soll, der vor 300 Jahren die alte Kapelle weihte. Ein Jahr später führte die erste Bildungsreise der Pfarrgemeinde nach Florenz, wo Pastor Wilke am Grab von Niels Stensen eine Hl. Messe feiern konnte.


Im Jahre 1982 konnte nach 14-monatiger Bauzeit die neue Friedhofshalle im Rahmen einer ökumenischen Feierstunde durch Pastor Wilke und den ev. Pfarrer Dr. König eingeweiht werden. Gerhard Sebulke, 31 Jahre Dirigent des Kirchenchores, und Margarete Eckernkemper, 35 Jahre Küsterin und Organistin, gaben aus Altersgründen ihre Ämter auf. Ihnen folgte zum 1. Dezember als Küsterin, Organistin und Dirigentin des Kirchenchores Frau Irmgard Brielmann (heute Drügemöller) aus Liesborn.


Am 10. Februar 1983 feierte Pastor Franz Wilke zusammen mit der Pfarrgemeinde seinen 50. Geburtstag im Pfarrheim „Die Brücke“.


Das Jahr 1984 brachte die Wiederbegründung der Kolpingfamilie. Im gleichen Jahr stattete Pater Geraldo (Otto Roderfeld), der die Marienstatue „Maria, Hilfe der Gefangenen“ am „Haus Carola“ geschaffen hat, der Gemeinde anlässlich seines Heimaturlaubes – er war als Missionar in Brasilien tätig – eine Besuch ab. Am 29. Juni 1985 beging Pastor Franz Wilke sein 25-jähriges Priesterjubiläum mit einem Festhochamt in der Pfarrkirche und anschließendem Empfang in der „Brücke“. Die Pfarrgemeinde schenkte dem Jubilar eine Flugpilgerreise nach Lourdes.


Anfang Dezember 1986 gedachte die Pfarrgemeinde anlässlich des 300. Todestages von Weihbischof Niels Stensen dieses großen Naturwissenschaftlers und späteren Geistlichen mit einer Kranzniederlegung am Gedenkstein, einem Pontifikalamt mit Weihbischof  Friedrich Ostermann und einem Festakt in der „Brücke“, wo der bekannte Niels-Stensen-Forscher Pfarrer Dr. Josef Traeger aus Warin/Mecklenburg den Festvortrag hielt.


Am 28. August 1988 wurde Pastor Franz Wilke nach 16jähriger segensreicher Tätigkeit in der Pfarrgemeine St. Josef feierlich verabschiedet. Er trat eine neue Pfarrstelle in der St. Nikolaus-Gemeinde in Dorsten an. Im Oktober des Jahres wurde der neue Pfarrer Günther Hüls, bisher Kaplan in Kevelaer, durch Dechant Helmut Hortmann mit einer Hl. Messe in der Pfarrkirche und anschließendem Empfang in der „Brücke“ in das neue Amt eingeführt. Zur Seligsprechung von Niels Stensen am 23. Oktober im Petersdom zu Rom ging eine Pilger- und Studienreise der Pfarrgemeinde nach dort. 50 Personen nahmen daran teil.


Am 17. September 1989 erschien unter Pastor Hüls zum ersten Mal der St.-Josef-Bote. Im gleichen Jahr am 10. Dezember feierte der Kindergarten der Pfarrgemeinde mit einem "bunten Programm" sein 20jähriges Bestehen.


Im Jahr 1990, am 17. Juni beging Pastor Peter Nölke sein Goldenes Priesterjubiläum mit einem festlichen Dankhochamt in der Pfarrkirche. In den Sommerferien vom 3. bis 19. Juli 1990 fuhren Jugendliche aus der Waldliesborner Pfarrei St. Josef nach Kervignac in der Bretagne zu einer Begegnung mit französischen Jugendlichen. Im Hochamt am Sonntag, dem 22. Juli desselben Jahres, wurde das Reliquiar, in dem die Reliquien der hl. Fabian und Sebastian aus der alten St. Paulus-Kapelle sich befinden, in den Altar in einer Nische mit abschließendem Gitter eingesetzt.


Vom 18. bis 27. Februar 1991 weilte eine Gruppe französischer Jugendlicher aus Hennebont/Bretagne in der Gemeinde. Vom 7. bis 28. März des gleichen Jahres erholten sich 20 ehemalige KZ-Häftlinge aus Polen im St. Anna-Haus. Im Pfarrgemeinderat wurde festgelegt, dass alljährlich das Ziel der Pfarrwallfahrt Kevelaer sein sollte. Vom 3. bis 6. Oktober 1991 besuchten Mitglieder unserer Kolpingfamilie Malchin/Mecklenburg- Vorpommern und erwiderten damit einen Besuch im Juni. Diese beiden Treffen markierten den Anfang einer Partnerschaft zwischen beiden Kolpingfamilien. Anfang November des Jahres 1991 verstarb der ehemalige Pfarrer unserer Gemeinde August Brüser in Recke/Steinbeck.


Mitte Dezember 1992 zog Pastor i.R. Johannes Grabenströer aus dem Erzbistum Paderborn in die Gemeinde. Am 21. September 1993 verstarb Pastor Wilhelm Nölke (84), der nach seiner Zeit als Pfarrer in Dänemark lange Jahre als Vicarius Cooperator in der Pfarrgemeinde gewirkt hatte.


Anfang Januar 1994 kam Pastor Alfred Stukenkemper, gebürtig aus Benteler, zuletzt tätig als Propst in Recklinghausen an St. Peter, als Vicarius Cooperator nach Bad Waldliesborn. Am Nikolaustag 1994 konnte der Kindergarten sein 25jähriges Bestehen begehen.


Am 10. August 1997 feierte Pastor Grabenstroer sein 50jähriges Priesterjubiläum. Am 28. November des Jahres verstarb Pastor Peter Nölke (83), der in seiner früheren Gemeinde Sünninghausen beigesetzt wurde. Im Jahre 1999 stellte sich Pastor Hüls der nicht einfachen Aufgabe, die Pfarrkirche St. Josef gründlich zu renovieren. Am 23. März waren alle Pfarrmitglieder zu einer Pfarrversammlung eingeladen, auf der die geplante Renovierung der Pfarrkirche vorgestellt wurde. Die Renovierungsarbeiten begannen am Tag nach dem Weißen Sonntag. Am 15. August konnte nach Beendigung der sehr gelungenen Renovierungsarbeiten zum ersten Mal wieder Gottesdienst in der Pfarrkirche gefeiert werden. Am 26. November verstarb Pfarrer i.R. Johannes Grabenstroer (85). Er wurde in der Priestergruft auf dem Waldliesborner Friedhof beigesetzt. Am 19. August 2000 verstarb der ehemalige Pfarrer der Gemeinde Josef Dropmann (83) in Rheine.


Am 1. Juli 2001 wurde Pfarrer Günther Hüls zum Dechanten des Dekanates Beckum ernannt. Anfang Juli bestätigte der Bischof Reinhard Lettmann den Zusammenschluss der Pfarreien St. Josef, Bad Waldliesborn, St. Nikolaus, Diestedde, St. Cosmas und Damian, Liesborn und St. Antonius, Benteler, zu einer Pfarreingemeinschaft.


Pastor Alfred Stukenkemper feierte am 24. Juli sein 40jähriges Priesterjubiläum. Mit Pater Joseph Kottadikunnel aus Kerala/lndien kam am 28. Oktober ein zusätzlicher Seelsorger in die Pfarrei. Im Dezember begannen die Informationen und Diskussionen um die Erweiterung des Friedhofs.


Im März 2002 begannen die Erweiterungsarbeiten am Friedhof. Am 2. Juni feierte Pastor Günther Hüls sein Silbernes Priesterjubiläum mit einem Festhochamt in der Pfarrkirche. Anschließend fand ein Nachmittag der Begegnung in und um das Pfarrheim statt. Im November kam Pfarrer Heinrich Bredenbröker aus dem Erzbistum Paderborn als Pensionär in die Pfarrgemeinde. Am 20. Juli 2003 feierte der Cäcilienchor sein 75jähriges Bestehen mit einem Festhochamt im Kurpark. Am Allerheiligentag wurde der Erweiterungsteil des Friedhofs eingeweiht. Im Januar 2004 begannen bereits die Vorbereitungen für unser Kirchweihjubiläum 2005. Pfarrer Bathe aus Benteler trat am 27. Juni in den Ruhestand, zum Pfarrverwalter in Benteler wurde Pastor Günther Hüls ernannt. Am 30. April und 1. Mai 2005 beging die Pfarrgemeinde ihr 75jähriges Kirchweihfest mit einem von Weihbischof Friedrich Ostermann (Münster) zelebrierten feierlichen Pontifikalamt in der Pfarrkirche St. Josef. Pünktlich zum Kirchweihjubiläum war auch ein neuer Kirchenführer im renommierten Verlag Schnell & Steiner erschienen, verfasst von Dechant Günther Hüls. Nach der Versetzung des Liesborner Pfarrers Niesmann wurde Ende Mai 2005 dem Waldliesborner Pfarrer zusätzlich die Verwaltung der Pfarrgemeinde SS. Cosmas und Damian in Liesborn übertragen. Der indische Pater Joseph Kottadikunnel wurde zum Vicarius Cooperator ernannt und zog ins Liesborner Pfarrhaus ein. Gleichzeitig begannen die Fusionsgespräche zwischen den Pfarrgemeinden Bad Waldliesborn, Benteler, Diestedde, Liesborn und Wadersloh.


Mit Karin Schmeing und Helga Kemper kamen in 2006 und in 2007 zwei neue Pastoralreferentinnen in die Pfarrgemeinde St. Josef, die gleichzeitig auch pastorale Aufgaben in Benteler und Liesborn übernahmen. Im Juni 2007 wurde Pfarrer Günther Hüls durch den Bischof von Münster für sechs weitere Jahre zum Dechant des Dekanates Beckum ernannt.  


Am 27. Januar des Jahres 2008 fand erstmalig ein Neujahrsempfang der Pfarrgemeinde im Pfarrheim „Die Brücke“ statt. Im Juni des gleichen Jahres feierte Frau Irmgard Drügemöller ihr 25jähriges Dienstjubiläum als Küsterin, Organistin und Chorleiterin an St. Josef. Im August des gleichen Jahres feierte Propst em. Alfred Stukenkemper seinen 75. Geburtstag und Schwester Melania, langjährige Oberin des „Haus Carola“, verließ Bad Waldliesborn, um in ein Haus ihres Ordens in Drolshagen zu wechseln.


Das Jahr 2009 brachte dem Bistum Münster einen neuen Bischof. Nachfolger des langjährigen Bischofs Dr. Reinhard Lettmann wurde der Essener Bischof Dr. Felix Genn, der am 29. März des Jahres im St. Paulus-Dom zu Münster in sein neues Amt als  eingeführt wurde. Mit einem feierlichen Pontifikalamt, zelebriert durch Weihbischof Dr. Franz-Josef Overbeck, und einem „Tag der offenen Tür“ begingen am 9. Juni 2009 die Schwestern des „Haus Carola“ ihr 90jähriges Ortsjubiläum. Einen Monat später konnte Pfarrer i.R. Heinrich Bredenbröker sein Goldenes Priesterjubiläum feiern. Im September des gleichen Jahres bekam der restaurierte Marien-Bildstock aus dem Jahre 1739 einen neuen Standort an der Pfarrkirche St. Josef. Im November des Jahres 2009 entschied die Bistumsleitung, aus dem früheren Pfarrverband Wadersloh zwei Seelsorgeeinheiten zu bilden: Pastor Günther Hüls übernahm die Seelsorgeeinheit St. Josef Bad Waldliesborn und St. Antonius Benteler. Der Wadersloher Pfarrer Ralph Forthaus sollte künftig verantwortlich sein für die Seelsorgeeinheit Diestedde, Liesborn und Wadersloh. Diese neue Regelung trat am 17. Februar 2010 in Kraft. Da Pater Joseph Kottadikunnel, der ohnehin bereits im Liesborner Pfarrhaus wohnte, in die Seelsorgeeinheit Diestedde/Liesborn/Wadersloh berufen wurde, bekam die Seelsorgeeinheit Bad Waldliesborn/Benteler im April 2010 mit dem indischen Priester Bernard Akurathi einen neuen Kaplan.


In der Nacht zum 1. Mai 2010 verstarb der hier im Ruhestand lebende Pfarrer Heinrich Bredenbröker, der noch im Jahr zuvor sein Goldenes Priesterjubiläum hatte feiern können. Er wurde auf der Priestergruft des Waldliesborner Friedhofes unter großer Anteilnahme der Pfarrgemeinde beigesetzt.


Kurze Zeit später erkrankte der seit 22 Jahren amtierende Pfarrer Günther Hüls so schwer, dass er auf Anraten der Ärzte beim Bischof in Münster ein Rücktrittsgesuch von allen Ämtern einreichte. Dieses Gesuch wurde vom Münsteraner Bischof zum 1. September 2010 angenommen. Wenige Tage später, am 5. September, wurde Pastor Hüls mit einem Dankhochamt feierlich verabschiedet. Gleichzeitig wurde der Wadersloher Pfarrer Ralph Forthaus zum Pfarrverwalter von St. Josef in Bad Waldliesborn bestellt mit der Eröffnung seitens des Bistums, dass Ende des Jahres 2011 eine Fusion der fünf katholischen Pfarrgemeinden von Bad Waldliesborn, Benteler, Diestedde, Liesborn und Wadersloh zu erfolgen habe.


Wie gern und wie leidenschaftlich Pfarrer Günther Hüls, der durch seine ausgezeichneten Predigten weit über die Grenzen seines Pfarrbezirkes hinaus bekannt war, als Pastor an St. Josef in Bad Waldliesborn gewirkt hat, wird deutlich in seinen Abschiedsworten, die er im September 2010 an die Gemeinde gerichtet hat: „Meine Lieben! Der Tag ist gekommen, dass ich mich nun von Ihnen als Ihr Pastor verabschieden muss. Es blieb mir zu wenig Zeit, mich auf diesen Abschied einzustellen, denn es ist ja keine leichte Entscheidung, die ich treffen musste, schon gar nicht leichtfertig. Über die Gründe ist in den letzten Wochen hinreichend genug gesprochen und teils auch geschrieben worden. Noch werde ich sicher viel Zeit brauchen zu begreifen, dass ich nunmehr ‚Im Ruhestand’ bin. Und dabei hatte ich mir noch so viel vorgenommen. Nun, das alles bleibt zurück und wird von anderen – vom Pfarrverwalter, vom Kirchenvorstand, vom Pfarrgemeinderat, u.a. – zu Ende gebracht werden müssen. 22 Jahre durfte ich Ihr Pastor sein und ich war es mit ‚Leib und Seele’. Pastor-Sein war mein Leben. So, wie ich unter Ihnen sein durfte, konnte ich es nur, weil Sie mich so angenommen haben, wie ich bin: Ein Münsterländer (mit sicherlich oft ‚eigenem Kopf’), manchmal auch schwierig, manchmal aber sicher auch zugängig. Sie haben mich ge-tragen und er-tragen und dafür danke ich Ihnen allen sehr, sehr herzlich. Ohne die Hilfe so vieler in den vergangenen zwei Jahrzehnten hätte alles nicht so werden können, wie es geworden ist. Ich wollte Ihr Pastor sein, d.h. ich wollte Sie mit Hilfe Gottes immer näher zu IHM führen. Und wenn das vielleicht hin und wieder gelungen ist, dann freut mich das und mein Priesterleben hat sich gelohnt. Alles andere, was wir hier in Bad Waldliesborn für die Gemeinde und unsere Gäste haben tun und erreichen können, ist sicherlich wichtig, um das Ziel zu erreichen: Sie näher zu Christus zu führen. Dabei habe ich vielleicht auch dem einen oder anderen Unrecht getan. Dafür bitte ich jeden einzelnen um Verzeihung. Nun heißt es Abschied zu nehmen. Aber so ganz geht man nie. Für uns heißt es: Wir dürfen weiterhin miteinander in unserem schönen Kurort wohnen. Und wenn ich noch ein wenig helfen kann in unserer Pfarrgemeinde, dann will ich das gerne tun. Ich hoffe, dass meine Gesundheit wieder umfassend hergestellt werden kann. Aber da bin ich guter Dinge. Bitten wir den Herrn, dass er seine schützende Hand über Sie, über unsere Gemeinde und über uns alle hält. Im Gebet verbunden! Ihr bisheriger Pastor Günther Hüls, Pfarrer em.“


Im Januar 2011 verließ die Oberin des „Haus Carola“, Schwester Petra, ihre Wirkungsstätte, um in Paderborn eine Aufgabe in der Erwachsenenbildung zu übernehmen. Während ihrer Zeit in Bad Waldliesborn war sie sich als Kommunionhelferin tätig und übernahm Verantwortung im Pfarrgemeinderat. Zu ihrer Nachfolgerin im „Haus Carola“ wurde Schwester Angela bestellt.


Mit Pastor Jörg Schlummer, zuvor Kaplan in Beckum, zog im Februar 2011 ein Geistlicher in das frei gewordene Waldliesborner Pfarrhaus, der als Vicarius Coopertor künftig in der neuen Pfarrei nicht nur als Schulseelsorger am Johanneum in Wadersloh, sondern auch in der Seelsorge der fünf Gemeinden, die am ersten Adventssonntag des Jahres 2011 zu einer Großgemeinde zusammengeführt werden, tätig sein wird.


Damit endet am 1. Adventssonntag des Jahres 2011 die relativ kurze 92jährige Eigenständigkeit der Pfarrei St. Josef in Bad Waldliesborn, die in dieser Zeit von sieben verdienstvollen Pfarrern nachhaltig geprägt wurde. Möge ihr auch als Filialgemeinde in der künftigen Großpfarrei St. Margareta Wadersloh eine glückliche Zukunft beschieden sein.


Benutzte Quellen:

1. Chronik der Pfarrei St. Josef Bad Waldliesborn

2. Festschrift 300 Jahre Kapellenweihe St. Paulus, 50 Jahre St. Josef Bad Waldliesborn, 1980

3. Franz Beermann: Persönliche Aufzeichnungen über die Entstehung des Pfarrrektorates St. Josef Bad Waldliesborn

4. Heinrich Theele: Kriegschronik Waldliesborn, 1939 – 1946

5. Personalakten des Bistumarchivs Münster

6. Verschiedene Ausgaben des „St. Josef Bote“, wöchentliche Pfarrnachrichten der kath. Pfarrgemeinde St. Josef, Bad Waldliesborn


Pfarr-Rektor Franz Beermann
(geb. 1888, Priesterweihe: 1911, gest. 1966) 
war von 1919 - 1938
erster kath. Seelsorger an St. Josef
 in Bad Waldliesborn.
Er baute das Pfarrhaus in den Jahren 1924/1925
und die Pfarrkirche St. Josef in den Jahren 1929/1930. 


Pfarr-Rektor Heinrich Theele
(geb. 1900, Priesterweihe: 1923, gest. 1975)
war kath. Seelsorger an St. Josef
 in Bad Waldliesborn
von 1938 bis 1948


Pastor Bernhard Lohmeier
(geb. 1889, Priesterweihe: 1918, gest. 1954)
war kath. Seelsorger an St. Josef
 in Bad Waldliesborn
von 1948 bis 1954 


Pfarr-Rektor August Brüser
(geb. 1914, Priesterweihe: 1940, gest. 1991)
war kath. Seelsorger an St. Josef
 in Bad Waldliesborn
von 1954 bis 1958


Pastor Josef Dropmann
(geb. 1917, Priesterweihe: 1951, gest. 2000)
war kath. Seelsorger an St. Josef
 in Bad Waldliesborn
von 1958 bis 1972

Pastor Franz Wilke
(geb. 1933, Priesterweihe: 1960)
war kath. Pfarrer an St. Josef
 in Bad Waldliesborn
von 1972 bis 1988.
Er lebt heute als Emeritus in Marl.



Pastor Günther Hüls
(geb. 1945, Priesterweihe: 1977)
war kath. Pfarrer an St. Josef
 in Bad Waldliesborn
von 1988 bis 2010.
Er lebt heute als Emeritus
 in Bad Waldliesborn 


Pfarrkirche St. Josef in Bad Waldliesborn.
Sie wurde vom ersten Pfarrer der
Pfarrgemeinde St. Josef Bad Waldliesborn,
Franz Beermann in den Jahren 1929/1930 erbaut.

Pfarrhaus der Pfarrei St. Josef
in Bad Waldliesborn am Beermannweg,
erbaut 1924/25 durch Pfarr-Rektor Franz Beermann.
Hier lebten die Pfarrer der Pfarrgemeinde St. Josef
während ihrer Amtszeit in Bad Waldliesborn.